Vermögensaufbau für Frauen

„Frauen haben in den meisten Ländern eine durchschnittlich schlechtere finanzielle Bildung als Männer.“ Dies schrieb das DIW Berlin bereits 2016 anlässlich einer Befragung. Flankiert wird dieses Ergebnis von einer weiteren Studie von J.P. Morgan, die den Frauen fehlendes Selbstbewusstsein in Finanzangelegenheiten attestiert. In Bezug auf ihre Finanzen sind sie daher oft nur mangelhaft aufgestellt. Dabei ist ihr Bedarf an Vermögensaufbau besonders groß. 4 Gründe belegen dies:

Geringerer Lohn

Seit Jahren wird an vielen Stellen für eine geschlechterspezifische Lohngleichheit gekämpft. Zu groß sind immernoch die Differenzen im Verdienst zwischen Mann und Frau. Die sogenannte Gender-Pay-Gap lag 2020 in Deutschland bei 18 Prozent und damit über dem EU-weiten Durchschnitt. Gleichzeitig sind es oftmals die Frauen, die zugunsten eigener Kinder ihre Arbeitszeit reduzieren oder (vorübergehend) aus dem Berufsleben zurücktreten. Das hat Auswirkungen auf ihr Gehalt.

Geringere Rente

Der geringere Verdienst führt dazu, dass Frauen weniger Geld in die Rentenkasse einzahlen und so für viele ein Loch in der Altersvorsorge entsteht. In der EU liegt die Diskrepanz zwischen dem letzten monatlichen Netto-Einkommen und dem Rentengeld bei 40 Prozent, in Deutschland sogar zwischen 40 und 50 Prozent. Jede vierte ältere Frau ist daher zur Finanzierung ihres Lebensunterhaltes auf die Einkünfte von Angehörigen angewiesen – und somit abhängig. 

Höhere Lebenserwartung

Frauen leben im Durchschnitt länger als Männer und verbringen daher einen längeren Zeitraum im Ruhestand. Während die europäische Lebenserwartung der Männer bei 81,9 Jahre liegt, beläuft sie sich bei Frauen auf 85,7 Jahre. Über 85 Prozent der über 100-Jährigen sind weiblich – Tendenz weiter steigend. Sie benötigen also aufgrund mangelnder Rentenansprüche ein höheres Vermögen, um den gesteigerten Erwartungen gerecht zu werden. Sie verfehlen es allerdings, sich eine adäquate Ausgangsposition zu verschaffen, um während des Ruhestandes das gleiche Jahreseinkommen zu erzielen.

Konservative Vermögensallokation

Studien belegen, dass Frauen nicht selten die Verantwortung für ihre Finanzen abgeben und sich dadurch in finanzielle Abhängigkeit begeben. Das trifft auch auf das Thema Vermögensaufbau zu. Frauen sind tendenziell sehr konservativ ausgerichtet und haben weniger Vertrauen in ihre finanzielle Sicherheit im Ruhestand. Infolgedessen entscheiden sich Frauen im Vergleich seltener für wachstumsorientierte und wertschöpfende Strategien und verpassen somit die Chance, langfristig Vermögen aufzubauen

 

Vermögensaufbau ist für Frauen extrem wichtig. Aufgrund von traditionellen Strukturen kommt es jedoch noch zu häufig vor, dass sie die Verantwortung für das Geld an ihren Partner abgeben und somit keinerlei Erfahrungspunkte haben. Besonders problematisch wird es dann, wenn sie plötzlich allein dastehen und Verantwortung übernehmen müssen. So zeigen verschiedene Studien, dass vor allem alleinstehende Frauen von Altersarmut betroffen sind. 

Bedürfnis und Realität klaffen also oftmals noch weit auseinander. Zu selten wird dem großen Bedarf durch Handlungen und einer klaren Strategie entgegengetreten. Vermögensaufbau sollte nicht nur Männersache sein, sondern auch Frauen zu finanzieller Sorglosigkeit verhelfen. Sie müssen sich daher aus ihrem finanziellen Deckmantel lösen und nach der eigenen Unabhängigkeit streben. 

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