Geldanleger vs. Investor

Investoren erzielen seit jeher beeindruckende Gewinne. Renditen, die für Geldanleger auf den ersten Blick als unerreichbar erscheinen mögen. Zuletzt machte die Harvard University auf sich aufmerksam, als sie ihre Rendite für das Geschäftsjahr 2021 in Höhe von 34 Prozent verkündete.

Doch wie können derartige Renditen überhaupt noch erzielt werden, während Geldanleger seit vielen Jahren um das finanzielle Überleben kämpfen?

Wenn es um Geld geht, kennen viele Menschen nur die Fähigkeit hart zu arbeiten und zu sparen. Je mehr sie arbeiten, desto mehr Geld verdienen sie. Je mehr sie verdienen, desto höher sind allerdings auch wiederum die Lebensunterhaltskosten. Das führt dazu, dass sie sich ihr Leben lang um Geld sorgen und immer wieder auf eine neue Gehaltszahlung angewiesen sind, um die eigenen Rechnungen begleichen zu können. Sie sind somit finanziell abhängig von dritten Instanzen wie Familie, Arbeitgeber oder Staat. Die Grenzen ihres Lebens werden durch Geld definiert.

Das Zuhause der Geldanleger ist die Zinswelt. Zinsen werden dadurch erzielt, dass man einem Schuldner Geld überlässt. Als Gegenleistung für die Kapitalüberlassung erhält der Gläubiger ein Entgelt (Zins). Er tritt also nicht als Investor, sondern lediglich als Kapitalüberlasser für Leute auf, die es wiederum investieren.

Seit vielen Jahren ist der Realzins (Zins Minus Inflationsrate) jedoch negativ. Geldanleger verlieren also mit jedem Jahr, in dem sie ihr Geld in Zinsprodukte stecken, an Vermögen. Und dennoch sparen weiter Millionen von Deutschen mit den beliebten Zinsprodukten. Während sie ihr Geld fleißig einzahlen, merken sie nichts von der Enteignung. Mit den alarmierenden Ergebnissen werden sie konfrontiert, wenn es dann schließlich zur Auszahlung kommt. Oder um es mit den Worten des Journalisten Gabor Steingarts zu sagen:

„Es gibt viele Wege, sein Geld zu verlieren. Der Weg, den Millionen deutsche Sparer gewählt haben, ist der sicherste.“

Investoren dagegen denken wie Unternehmer. Sie verleihen ihr Kapital nicht um einen Zins zu erzielen, sondern investieren ihr Vermögen mit Aussicht auf Erträge. Diese werden durch direkte Beteiligungen erzielt und sorgen durch regelmäßige Ausschüttungen für einen passiven Cashflow. Investoren arbeiten also nicht für Geld, sondern lassen ihr Geld für sich arbeiten. Hohe Erträge sind das Ergebnis einer erfolgreichen Bewirtschaftung eines Unternehmens. Wer selbst Unternehmer ist, kann dies bestätigen. Kein Geschäftsführer würde sich im Normalfall mit einem Jahresergebnis von 2-3 Prozent zufriedengeben. Für wirtschaftlich gesunde Unternehmen stellen zweistellige Rückflüsse eher Regel als Ausnahme dar.

Wenn ein Geldanleger also von einer Rendite von 10 Prozent hört, wird er sofort an Spekulation und hohe Risken bzw. Ausfallwahrscheinlichkeiten denken. In der Zinswelt ist eine zweistellige Rendite schlicht anders nicht zu erzielen. Ein hoher Ertrag dagegen steht aus Unternehmersicht für wirtschaftliche Prosperität und gesellschaftliche Wertschöpfung.

Oder um auch hier den Journalisten zu zitieren:

„Sobald der Sparer sein trauriges Dasein als Sparer überwindet (…) und nunmehr als Investor die Bühne betritt, wirkt jene geheimnisvolle Kraft, die der Weltwirtschaft und zugleich jedem Vermögendem zu immer neuem Wachstum verhilft.“